Presseecho
- Revierkrimi als neuer Heimatroman (NRZ)
- Mitmenschen - Ehrung für Mord und Totschlag - Preis für Walter Wehner (WAZ)
- Gonzo ist stets vor Ort - Literaturpreis Ruhrgebiet für Karr & Wehner (WAZ)
- Der große Roman fehlt - Im Revier blüht Krimi-Kultur (WAZ)
- Mord ist ihr Hobby, und das zahlt sich aus (NRZ)
- Erfolgsprämie für eine kriminelle Vereinigung (NRZ)
Mord ist ihr Hobby, und das zahlt sich aus
(NRZ ESSEN, LOKALAUSGABE, 02.11.2000)Baldeneysee? Schloss Borbeck? Kettwig? Schöne Ecken hat Essen - trotz aller Klischees - einige. Aber auch spannende? "Da geht nichts über die Szene am Hauptbahnhof", ist sich Reinhard Jahn sicher. Er nennt sich als Autor Karr und ist eine Hälfte des erfolgreichen Krimi-Duos "Karr & Wehner", das am 10. November mit dem "Literaturpreis Ruhrgebiet 2000" ausgezeichnet wird. Neben dem Journalisten und Übersetzer Jahn strickt auch Walter Wehner, Studienleiter an der Volkshochschule, mit an den Krimis, von denen die vier Bände der "Gonzo"-Reihe die wohl bekanntesten sind. Sie haben schon über die Drogenszene am Bahnhof geschrieben, "als die noch am Nordausgang war". Die Zeiten ändern sich - die Probleme nicht. "Die Themen springen einen hier geradezu an", meint Jahn. Genau wie der Preis, der die Autoren-Gemeinschaft nach eigenen Angaben "ereilt" hat. An Plänen, wie mit dem Geld zu verfahren ist - immerhin 15 000 Mark haben der Kommunalverband Ruhrgebiet und das Literaturbüro NRW locker gemacht -, mangelt es nicht: "Gewinnbringend anlegen", sagt Jahn nach kurzem Überlegen. Sein Kollege denkt noch praktischer: "Ich kaufe mir einen neuen Computer, der alte hat den Geist aufgegeben." Die Produktion an Texten scheint also fürs erste gesichert - denn beide sind auf moderne Technik angewiesen: "Wir schicken uns die Manuskripte per E-Mail hin und her", beschreiben sie die Arbeitsweise, die sie seit 1985 gemeinsam populär gemacht hat. Ob sie ob ihres Erfolgs nicht zumindest ein bisschen damit gerechnet haben, den "Literaturpreis Ruhr" irgendwann zu erhalten?
"Ich habe es befürchtet", so der nicht ganz ernst gemeinte Kommentar von Reinhard Jahn. Ein seltsamer Satz - den er aber sogleich erläutert: Irritiert sei das Duo darüber, dass sie die Auszeichnung für ihr "Gesamtwerk" erhalten hätten: "Das ist doch etwas Abgeschlossenes. Soll das jetzt heißen, die erwarten nichts mehr von uns?" zeigt er sich halb bestürzt. Ganz so ist es nicht. Volker W. Degener, Leiter der Jury: "Gesamtwerk heißt ja nicht, dass die nichts mehr schreiben dürfen." Gut so. Denn in der Schublade - beziehungsweise dem PC-Speicher - liegt ein neues Projekt, um die 50 Seiten sind bereits fertig: "Die Hauptfigur wird eine Privatdetektivin", deutet Jahn an - eine Herausforderung: "Männern wird oft nicht abgenommen, wenn sie über Frauen schreiben." Und Jahn sieht sich in noch einem Punkt als Vorreiter, wie damals beim Videoreporter Gonzo. "Die Privatdetektiv-Szene baut sich hier gerade auf, wir schreiben schon darüber." Kaum überraschend, dass die geplanten Bände wieder in Essen spielen. "Man schreibt am besten über das, was man kennt." Siehe auch Seite Kultur