Presseecho
- Revierkrimi als neuer Heimatroman (NRZ)
- Mitmenschen - Ehrung für Mord und Totschlag - Preis für Walter Wehner (WAZ)
- Gonzo ist stets vor Ort - Literaturpreis Ruhrgebiet für Karr & Wehner (WAZ)
- Der große Roman fehlt - Im Revier blüht Krimi-Kultur (WAZ)
- Mord ist ihr Hobby, und das zahlt sich aus (NRZ)
- Erfolgsprämie für eine kriminelle Vereinigung (NRZ)
Revierkrimi als neuer Heimatroman
(NRZ- ESSEN, LOKALAUSGABE, 26.05.2000, Martina Schürmann)
Die Kollegen haben ihm den Titel verpasst: Als wandelnde
"Enzyklopädie des Krimis" oder ähnlich wird Reinhard Jahn in
Fachkreisen gerne angekündigt. Und auch wenn das "Hirn" des literarischen
Verbrechens über derlei Lorbeeren den Kopf schütteln kann, ist
der Mann doch eine Krimi-Instanz im Ruhrgebiet. Schließlich hat er
das Bochumer Krimiarchiv, kurz BKA, mit 17 000 deutschen Krimi-Erstausgaben
aufgebaut - und inzwischen nach Essen verlagert. Und weil Jahn, Autoren-Pseudonym
H. P. Karr, nicht nur Sammler, sondern auch Erzähler ist, hat er auch
manche eigene Leiche im Keller. Selbst der nämlich muss inzwischen
als Archivraum herhalten.
Doch ab Montag kommt alles raus: "Spitzentäter", "übliche
Verdächtige" und natürlich das "Syndikat" treffen sich in Essen
bei der "Criminale". Rund 80 deutschsprachige Autoren machen die Stadt
bis zum 4. Juni zum erlesenen Tatort. Gar nicht inkognito, sondern "kontaktfreudig"
sollen sie dabei vorgehen, versichert Jahn. Und der muss es als Gründungsmitglied
des "Syndikats" ja wissen, jener Krimi-Autorenvereinigung, die sich,
das Genre und die Publicity alle zwei Jahre mit einem Treffen rund um "Namenspatron"
Friedrich Glauser fördert.
Den "Glauser"-Preis
gibts natürlich auch - 10 000 Mark in kleinen, nicht fortlaufend nummierten
Scheinen. Am 3. Juni wird er im Europahaus verliehen. Und bis dahin wird
man vielleicht auch wissen, was neben den gerade angesagten Medien-Krimis
und den Privatdetektiv-Figuren unter den 250 Neuerscheinungen jährlich
zu erwarten ist: Ermittlungen mit Lokalkolorit in jedem Fall. "Revierkrimis
sind die neuen Heimatromane der Region", glaubt Jahn, denn: Der Krimi
sei näher an der Gegenwart, häufig schnell und mit aktuellen
Bezügen geschrieben, erläutert Jahn, der im rauhen Schimanski-Land
eben nicht so den Nährboden für Lyrik sieht. Obschon, da ist
sein Mit-Autor Walter Wehner der Krimi-schreibende Gegenbeweis. Kommt von
der Lyrik her, der Mann, und hat bisweilen doch gerne mal Blut an der Feder.
Mit ihren Gonzo-Romanen hat das Autoren-Duo für Furore
gesorgt. Literatur-Förderpreis Ruhrgebiet und Glauser-Autorenpreis
belegen den Erfolg zweier Überzeugungstäter, die die "Schrecken
der Großstadt" nun humorvoll aufbereiten wollen. Und diesbezüglich
referieren Wehner und Jahn Montag an einem Ort, wo enzyklopädisches
Wissen gefragt ist - in der Volkshochschule (19.30 Uhr).